Helldorado 2005

Helldorado 2005, JuZ Ost Ahlen

Helldorado 2005 – Tag 1

Das Jahr 2005 endet in Ahlen mit einer amtlichen Zusammenkunft von Newcomerbands und gestandenen Größen der regionalen Bandszene. „Helldorado“ nennt sich der zweitägige Live-Spass und wartet mit einer ungeahnten Vielfalt an Musikstilen auf. Aber lest selbst was sich am ersten Tag vor knapp 150 erwartungsvollen Zuschauern abspielte:

Dam Sonic

Helldorado 2005: Dam SonicDam Sonic eröffnen den Dienstagabend. Das Trio aus Hamm bietet tanztauglichen Pop- bzw. Skaterpunk, der ganz deutlich Anleihen von Blink 182 hat. Leider muss ich bereits nach dem zweiten Song fix nach Hause, da die Sch… Akkus meiner Kamera den Geist aufgeben und das Ladegerät klugerweise bei mir zu Hause liegt. Janz toll… [Döni]

Wie gut, dass jede Mannschaft 11 Spieler hat. Denn so bleiben die drei Jungspunde zumindest weiter unter Beobachtung des Pop-Musik-Hörers und Fotografen. Dam Sonic präsentieren neben „Summer Time“ und „Something Missing“ auch noch die vier weiteren Songs der aktuellen CD „Fascinating Domestic Animals“. Obendrauf und mittendrin gibt’s dann noch eine schön eigenständige Coverversion von Joachim Deutschland’s „Marie“. Respekt, die drei sind jung, und haben ne Menge Potential wenn sie noch ein wenig mehr eigene Ideen in die Musik stecken. [Armillus]

Metaphor

Helldorado 2005: MetaphorPünktlich zu Metaphor bin ich wieder im Saal. Und da stelle ich mir doch die Frage: Warum beginnt man ein Konzert mit drei mäßig gespielten Coversongs, wobei die eigenen Songs doch viel besser rüberkommen? Und ganz ehrlich. „Walkin` on sunshine“, „Song 2“ (Blur) und „Smells like teen spirit“ (Curt Cobain – Gedächtnisband) nachzuspielen ist jetzt auch nicht so die Kunst – zumal die gesangliche Interpretation beim Nirvana-Stück gar nicht geht. Nun denn, die eigenen Songs sind viel besser, zumal der Sologitarrist da auch mal zeigt, was er so auf dem Kasten hat – und das ist nicht ohne! [Döni]

Mojo Jazz Mob

Helldorado 2005: Mojo Jazz MobNicht den glücklichsten (aber vielleicht den zweitglücklichsten) Tag zum Abschluss ihres überaus erfolgreichen Jahres hat die Mannschaft von Mojo Jazz Mob. Nach ausgiebigen Auswärtsspielen bleibt im Heimspiel die Routine halt mal auf der Strecke und wird durch einen einzigartigen Kampfeinsatz wieder wettgemacht. „Rudi Sawatzki“ und „Electric Blood“ verursachen direkt zu Beginn die ersten Schweißperlen im Publikum, das mit einem Flankenlauf vom gierigen Geschwindigkeitsdämon überrascht wird. Doch dann ungeahnte Schwächen im Abschluss! Der Startschuss zur „Post Ideological Sehnsucht“ verpufft nach Rücklage erstmal in den Wolken. Doch keiner hat mit dem Plasma-Jungen gerechnet, der nach Doppelpass mit dem ausgeliehenen C.O.C.-Rocker „Rather See You Dead“ für „Ben Johnson (Kotname:Knutsen)“ auflegt. Mit einem Torpedo der Stärke eines Tornados entscheiden Mojo Jazz Mob das Spiel doch noch für sich, bevor das lockere Auslaufen in den „July“ (verflixt… hätten Unida den Song nicht „January“ nennen können?) beginnt. Mojo 1, Publikum 1! Danke! Bitte! (P.S. Gebt demnächst doch auch mal ’nem jungen Auswechselspieler wieder eine Chance…) [Armillus]

Green Box

Helldorado 2005: Green BoxNachdem die Mojos die Bühne in Schutt und Asche gelegt haben, leert sich der Saal zunächst fast völlig. Das ändert sich aber, als das Quartett Green Box zum ersten Mal in die (Westerngitarren-) Saiten greift. Soften, chilligen Rock gibt’s hier auf die Lauscher, der stilistisch zwar überhaupt nicht ins Line Up passt, aber für willkommene Abwechslung sorgt. Das merken auch die Jungs aus Münster, da immer mehr Leute den Weg zurück in den Saal finden, um den „Entschleunigersongs“ der „bunten Hunde im E-Gitarrenhaufen“ zu frönen. Im Laufe des Sets stellt sich jedes Bandmitglied als erstklassiger Sänger heraus, was Songs wie „You cannot breathe without me“ eindeutig Klasse verleiht. Prima Gig!

Waco TX

Helldorado 2005: Waco TXFür Waco TX gilt es nun, den Rock- und Geräuschpegel um einige Dezibel in die Höhe zu treiben. Mit Songs wie „Parasite“ und „Police Style“ ist das aber kein Problem; zudem ist die Band super aufeinander eingespielt und will einfach nur rocken. Und wenn man einen Charismabolzen und stimmlich super aufgelegten Sänger wie Dennis Hadrika in den eigenen Reihen hat, ist das schon die halbe Miete. Einziger Kritikpunkt: Als deutsche Band vor einem deutschen Publikum wirkt es irgendwie albern, Songansagen auf Englisch abzuhalten. Ansonsten Daumen hoch für Waco TX!

Que Pasa

Helldorado 2005: Que PasaQue Pasa haben dann die Ehre, den ersten Abend des Helldorado-Events abzurunden. Schade nur, dass sich viele Leute das nicht mehr anschauen wollen. Den Jungs aus Hamm ist’s aber egal, haben sie doch bei Songs wie „Feliz Navidad“ (mit Bläsereinsatz) ordentlich Spaß inne Backen. Mir aber behagt der gut gespielte Ska-Punk nicht wirklich, was aber nicht an der Qualität der Band liegt, sondern eher an meinem persönlichen Geschmack, so dass ich mich nach zwanzig Minuten vom Acker mache. [Döni]

Helldorado 2005 – Tag 2

Der Mittwoch hat gegenüber dem Vortag die weniger massenkompatiblen Bands zu bieten. Überraschend also, dass der Besucherrekord vom Vortag noch einmal getoppt wird und schlappe 190 Nasen den Gewaltakten der kommenden 6 Bands entgegenfiebern.

Nihilist #2

Gefielen mir Nihilist #2 schon beim Rumble nicht, hatte ich mir für das Helldorado vorgenommen, der Band noch eine Chance zu geben. Nun ja, die Mucke ist nach wie vor Kuddelmuddel von der übelsten Sorte; recht akzeptable Songstrukturen werden durch irgendein chaotisches Arrangement wieder im Keim erstickt. Nihilist #2? Nein danke, das war’s… [Döni]

Lost Youth

Helldorado 2005: Lost YouthEntgegen meinem Vorredner habe ich schon nach einem Song die Segel gestrichen, da das Öffnen einer Flasche Bier mehr Kunst darstellt als der dort gebotene Avantgarde-Lärm. Entsprechend erfreuen können mich im Anschluss die Beckumer Lost Youth. Laut & dreckig präsentiert sich der Fünfer um den Frontriesen Mokko, der mit abwechselnder Stimmlage zwischen Kornklar und Kreidefresser, wie ein paarungswilliger Elch, die gut durcharrangierten Songs der Band runtergröhlt. Das Publikum lässt sich gern von Granaten wie „Bitch Buster“ mitreißen und da stört auch der geringe Aktions- und Bewegungsradius auf der Bühne nicht. Mit zunehmender Spielzeit kommen die Jungs immer mehr in den Tritt und der schleppende Wüstenanteil nimmt bedrohliche Züge an. Der Stoner ist definitiv noch lebendiger als sein Ruf und nach zahlreichen Zugaberufen gibt’s auch noch ne schnell gerockte Coverversion des QOTSA-Tophits „Feel Good Hit Of The Summer“. Definitiv eine Band die man für die Zukunft im Auge behalten sollte! [Armillus]

Synasthasia

Helldorado 2005: SynasthasiaNachdem ich mich bei beiden Eröffnungsgruppen schon mal durch erste Aufwärmübungen, wie kontinuierliches Pilsnachkippen und dem dazugehörigem Kopp-in-den-Nacken-Werfen, in Schwung gebracht habe, wächst die Vorfreude auf die hartmetallischen Zebras von Synasthasia aus Duisburg. Ist das Publikum zunächst etwas skeptisch, ob des angekündigten Melodic Metals wollen die meisten ihren Ohren und Augen zunächst kaum trauen. Hier ist nichts zu hören und zu spüren von langweiligem, altbackenem Klischee-Gedöns, sondern ein harter, wie auch melodischer und vor allen Dingen frischer Wind weht dem geneigten Publikum um die Ohren. Vielmehr – er wird ihm um selbige gepustet, denn die Jungs machen von Beginn an Druck und überzeugen in allen Belangen. Der Gesang ist absolut auf der Höhe und bietet alles, was geile Metal Vocals ausmacht (souverän, ausdrucksstark, melodisch, treffsicher, hoch und trotz allem angenehm – was ja bei vielen Quietsche-Sängern nicht selbstverständlich ist). Verstärkt wird dieser durch den sehr professionell arrangierten Backgroundgesang, der in seiner Harmonisierung an alte Brainstorm (speziell zu „Unholy“-Zeiten) erinnern und auch nicht vor gelegentlichen Death- und Thrash-Shouts zurückschreckt. Überhaupt sind die Jungs ergreifend melodisch und doch auch thrashig hart wo es sein muss, was dass Ganze echt enorm auflockert und auch Power Metal-Unwillige überzeugt. Gepaart mit der enorm spielfreudigen und souveränen Stage-Performance erspielen sich die Ruhrpott-Metaller aus DUI-Rheinhausen einen ganzen Kanten an neuen Befürwortern und machen sich spontan einen guten Namen bei allen Haarschüttel-Akteuren! Von fetten Drum-Parts über Doppel- Gitarren-Leads und pumpende Bassläufe bis hin zu eleganten Anbandelungen an das schöne Geschlecht (ich sag nur: I wanna fuck you in the ass!) wird alles geboten, was das Herz begehrt. Bleibt mir nur den Bengels viel Glück für das anstehende Metal Battle in Gütersloh zu wünschen und mich für den Mangel an Bier im späteren Verlauf des Abends zu entschuldigen (ist normalerweise alles andere als unsere Art)!

Terrorblade

Helldorado 2005: TerrorbladeBei der folgenden Band Terrorblade bleibt die Zeit für einen Moment stehen bzw. wird zurück gedreht… und zwar in die guten alten 80er Jahre, wo der Metal noch thrashig, kultig und vor allen Dingen straight in die Fresse war! Ohne unnötige Schnörkel geben die Mannen von Terrorblade ihren Old School–Stuff zum Besten, dass es eine Pracht ist und der Saal wackelt. Optisch untermalt wird das Geschmetter durch nackte Oberkörper, Nieten und permanent geschwungene Haare. Es lässt sich zwar nicht verheimlichen, dass der Klang der Truppe doch noch etwas limitiert ist, doch wen Acts wie alte Sodom, Venom, sehr alte Sepultura usw. immer noch dazu veranlassen, einen heißen Freudenstrahl durch das Knopfloch schießen zu lassen, wird dieser Umstand wohl kaum stören. Mir jedenfalls gefällt die zwar technisch nicht perfekte, aber mit Herzblut vorgetragene Performance und damit bin ich bei weitem nicht der Einzige im Saal. Im Gegenteil, bilden sich auch bei dieser Gruppe anständige Reihen fliegender Haare und bei ihrem „Hit“ Warcry wird sogar ansatzweise mitgeschrieen! Einen gelungenen Ausklang finden die Herren dann auch mit dem Venom-Klassiker „In League With Satan“, den das Publikum dankbar aufnimmt, so dass es nicht verwundert, dass die Gruppe mit ordentlichen Terrorblade-Sprechchören verabschiedet wird! (P.S.: An eurer Stelle würde ich jedoch nicht jedes besoffene Schwein auf die Bühne einladen – haha) [Bads]

Insane Mind

Helldorado 2005: Insane MindInsane Mind… eine Band wird erwachsen. Hört sich blöd an, ist es aber nicht. Waren die Anfangstage noch holprig, werden langsam die Früchte des Ehrgeizes geerntet. Mit „Granny’s Last Fuck“ oder „Welcome To Analtown“ packen die Death- Specialists die geballte Kraft todbringender Arrangements aus ihrem rosafarbenen Handtäschchen. Nach dem obligatorischen Tritt in den Hintern durch „Mr. Violent Buttfuck“ folgt niemand so recht dem Aufruf durch „Kill Yourself“ und so kommt die tobende Meute in den Genuss eines neuen Songs, der dem verblichenen Modezaren Rudolf Moshammer gewidmet ist. Beendet wird das Set mit dem Smash-Hit „Pain In Skull“, und auch hier kommt es wieder zu Zugaberufen. „Ihr lieben Polizisten in der BRD“ … na? Das kann nur der gefühlvolle Beginn der Slime-Hymne „Polizei SA-SS“ sein. Mit tatkräftiger Unterstützung des Skirts Up!-Fronters Backy wird dieses Cover mit einer wahnwitzigen Performance heruntergebumst, die der von den Japanischen Kampfhörspielen in nichts nachsteht. Wo bleibt nur die erste Konserve für den romantischen Kaminabend im heimischen Wohnzimmer? [Armillus]

Skirts UP!

Helldorado 2005: Skirts UP!Bei Skirts UP! habe ich die Lichter schon ordentlich am Brennen, so dass zwei Tage nur noch Erinnerungsfragmente und ein paar Hieroglyphen auf meinem Notizblock, die aber recht schnell entziffert werden können, als Grundlage für das Review herhalten müssen. Im Gegensatz zum Rumble ist nun auch Saxophonist René mit am Start, der einigen Songs damit eine neue Seite verleiht. Die entfesselte Stimmung, die zuvor bei Insane Mind herrschte, können Skirts UP! zwar nicht toppen, aber zumindest halten; wird hier aber auch eine ganz andere Zielgruppe bedient. Die kommt voll auf ihre Kosten und feiert die Band mit „Oi, oi, oi – Siegfried und Roy“ – Rufen mächtig ab. Dazu gab’s Gratiswodka (oder war’s Erdbeerwodkazeux?! Man weiß es nicht…) von der Band. Ich bin ja nach wie vor kein Liebhaber von Punkmusik, aber Skirts UP! haben einiges auf dem Kasten und sind auf jeden Fall ne töfte Liveband. Leider wird den Jungs irgendwann nach Mitternacht recht deutlich zu verstehen gegeben, dass die Show vorbei ist.

Alles in allem war das Helldorado 2005 ne echt geile Angelegenheit; zwei Tage Livemusik in Ahlen gibt’s ja sonst nur beim Rumble. So zum Jahresausklang noch mal live ordentlich was auf die Ohren zu kommen und sich den ganzen Weihnachtsspeck von den Hüften zu tanzen/zu rocken, hat ja auch was für sich. Die Mische aus lokalen Bands und Bands von außerhalb war super abgestimmt, so dass man nur hoffen kann, dass es auch 2006 wieder ein Helldorado geben wird. [Döni]

Autoren: Döni, Bads, Armillus

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