Freitag, 11.11.2005
Wenn es draußen kälter und dunkler wird, sich die Bands bereits im Oktober in ihre muffigen Proberäume verkriechen und geheimnisvoll zu Werke gehen, kommen deren Ergüsse meist im tristen November ans Tageslicht. Tata, es ist Rumblezeit!!!
Nach dieser Bombeneinleitung kommen wir nun direkt zur Berichterstattung vom 11. Ahlener Rumble, das genau wie im letzten Jahr an zwei Tagen statt fand und musikalisch so fast jeden Geschmack bedienen konnte.
Cotton Candy Queen
Den Anfang machten am Freitagabend die Jungspunde von Cotton Candy Queen. Die hatten wohl ihre Eltern sowie sämtliche weibliche Verehrerinnen mit an Start gebracht, denn die kreischigen Beifallsbekundungen erinnerten teilweise schon an Boygroupverhältnisse. Die Mucke von Cotton Candy Queen hingegen hatte in keinster Weise was mit Backstreet Boys und Konsorten am Hut, wurde dem Zuschauer ein buntes Mischmasch aus smoothen alternativen Rock, viel Emocore und eine saftige Prise Geballer um die Ohren geblasen. Der Sound war bereits hier richtig fett; und Sänger Marc Bohnes gab eine richtig gute Vorstellung ab – besonders dann, wenn er Refused-like ins Mikro schrie. Außerdem hatten Cotton Candy Queen die wohl zwei kürzesten Songs des Rumble am Start: einmal einen Song über das Verhältnis zwischen Luke Skywalker und Darth Vader, und einen „Song“, der nur aus wüstem Grindgeballer und hysterischem Schreien bestand. Super witzig!
Nihilist #2
„Alter, die musst du dir unbedingt angucken!“ – so Insane Mind – Klampfer Jens kurz vor dem Auftritt von Nihilist #2. Gespannt war ich schon, doch was dann über mich (und den Rest der Leute) hereinbrach, war einfach nur grauenhaft. Deutschsprachiger Punk (?), der wohl den Anspruch haben sollte, in irgendeiner Art und Weise avantgardistisch zu sein, und mal aber überhaupt nicht ging. Struktur in den Songs? Fehlanzeige. Irgendwelche musikalische Glanzpunkte? Null. Selbst das übertriebene Stageacting oder das fies hysterische, aber irgendwie unbeholfene Gekreische vom Fronter konnten den Gig nicht retten. Seltsamerweise gab es aber tatsächlich ein paar Leute, die mit dem Sound von Nihilist #2 was anfangen konnten. Ich jedenfalls wendete mich nach 5 Minuten mit einem Schaudern ab…
Ramrod
Zum Glück kam danach mit Ramrod eine Combo auf die Bretter, die zweifellos zu den Höhepunkten des Rumble gehörte. Besonders witzig, dass das Rumble eigentlich eine Plattform für Nachwuchsbands sein soll, bei Ramrod aber nur „alte“ Hasen spielen, die bereits mit anderen Bands (alles Ex-Mitglieder von Whack The Ewok, Butler`s Jihad und Mojo Jazz Mob) einiges gerissen haben. Was soll’s, schließlich ist Ramrod auch eine neue Band, die in Ahlen ihr Livedebüt feierte – und auch sofort mächtig abräumte. Sänger André Vorlicek hat nichts verlernt und hatte mit seiner sympathischen und witzigen Art („Seid ihr zu alt zu hüpfen, oder was?“) sämtliche Lacher auf seiner Seite. Bei Ramrod gab es schönen, alten räudigen Rock `n` Roll auf die Lauscher, der von den Riffs her an Metallica zu Load-Zeiten erinnert. Und bei dem Song über die „ganzen Hip Hop –Chicks aus den Rapvideos“ flogen doch tatsächlich einige BHs auf die Bühne. Ramrod sollte man auf jeden Fall im Auge behalten, da die auf jeden Fall was reißen werden.
Rocketchief
Super eingeheizt war das Publikum dann für Rocketchief, die das reguläre Set beendeten. Die nutzten die Gunst der Stunde und räumten mit ihrem dreckigen Schweinerock, der oft an die Beatsteaks (zur ihren noch etwas härteren Zeit) erinnerte, mächtig ab. Fronter Freddy war super bei Stimme und hüftwackelte zeitweise wie Indie-Legende Iggy Pop über die Bühne. Seine Mitstreiter spielten sich gut den Arsch ab und nutzten ihre kurze Spielzeit, um ordentlich Gas zu geben. Absolut fetter Gig!
Die Coversession Tag 1
Die Coversession wurde dann von einer kleinen „Supergroup“ um Ausnahmegitarrist Carsten Przlyluczky und Waco TX Sänger Dennis Hardrika eingeleitet. Die Songs von Audioslave, Red Hot Chili Peppers und Rage Against The Machine bewegten sich nah am Original und brachten den ganzen Saal zum Hüpfen. Das kleine „Prostspiel“ mit dem Publikum klappte zwar nicht wirklich, aber gestört hat’s im Endeffekt keinen. Leaving Hope beendeten dann den Abend mit Songs von At The Gates (geile Umsetzung), Carcass, und der bandeigenen Interpretation von Metallicas Klassiker „For whom the bell tolls“, die wie immer schön ordentlich knallte.
Samstag, 12.11.2005
Aavas
Da die Party am Vortag recht lang war, wunderte es keinen, dass die Leute am Samstagabend eher so nach und nach eintrudelten. Leidtragende waren Aavas aus Drensteinfurt, die mit ihrem Gothic Rock den Spielreigen eröffneten. Stilistisch ist der Fünfer in die Ecke der alten Theatre Of Tragedy einzuordnen. Wobei aber der weibliche Gesang vor allem bei den ganz hohen Tönen (u.a. bei „Utopia“) für Zahnschmerzen sorgte. Ansonsten waren die Songs eher durchschnittlich, wobei die Parts, wenn die Sängerin zur Violine griff, noch am besten rüberkamen. Aber das letzte Stück hatte es wirklich in sich, war mit einem Mittelpart a la Opeth schön atmosphärisch und ging auch sonst ganz gut nach vorn.
Skirts UP!
Bei Skirts UP! war schon etwas mehr los vor der Bühne. Punk Rock der alten Schule mit leichten Ska- und Reggaeeinflüssen lockten einige Poger nach vorne; zudem haben Skirts UP! mit Backy (der noch nebenbei den Bass bediente) einen Sänger, der die Lyrics schön fies ins Mikro rotzte. Zwar ist diese Art von Mucke nicht so mein Fall, aber Skirts UP! ist der bisher beste Punkableger in Ahlen der letzten paar Jahre.
The Ignition
Die nachfolgenden The Ignition boten atmosphärischen Rock mit alternativer Schlagseite, der ein paar gute Momente hat, mich aber nicht wirklich mitreißen konnte. Anders beim Publikum, welches die Band ganz gut abfeierte.
New Born After Suicide
New Born After Suicide schließlich luden noch mal zum ausgiebigen Pogen ein, was die Crowd auch ganz gern annahm. Auch hier gab es Punkrock der alten Schule, der durchaus unterhaltsam war.
Die Coversession Tag 2
Den ersten Teil der Coversession (Jonas Künne von Black Rust, Dimi sowie Henne und Ben von Terminal Row) bekam ich leider nicht mit, da ich mich auf meinen kleinen Auftritt mit Prometheus vorbereite. Nur so viel: Die Jungs coverten Songs von Bruce Springsteen und Bob Dylan in einem deutlich rockigeren Gewand als im Original; und was so im Backstagebereich zu hören war, klang recht gut. Prometheus legten dann mit Songs von Omen („Battlecry“), Accept („Balls to the wall“) und Tankards „Empty Tankard“ eine geile Sohle aufs Parkett, wobei sie am Mikro von McDeath Drummer Olli unterstützt wurden (besonders fett seine Intonation des Acceptklassikers). Danach kam dann noch mein kleines Zwischenspiel vom Prometheus-Evergreen „Fight for Endor“, was ich aber nicht bewerten möchte. Nervig aber beim Gig von Prometheus war, dass der Soundmensch meinte, Unmengen Nebel auf die Bühne blasen zu müssen, so dass man vor allem bei „Balls to the wall“ seinen Nebenmann nur noch schemenhaft erkennen konnte.
Das Sahnehäubchen der Coversession folgte danach: Die Insane Mind Jungens (außer Frontgrunzer Porno) spielten zusammen mit Osyrisgitarreo Jörn und Sänger Bads die Maidenklassiker „The Trooper“ und „Die with your boots on“. Absolut geil, zumal nun auf der Bühne auch dem guten alten Trichter gehuldigt wurde und Bads vorm Gig erst mal gut was wegzog (ihm folgte später noch Löper, während Jens „nur“ einen Flachmann Wodka exte). Fett war übrigens auch, dass die Jungs genau wie Maiden mit drei Gitarren am Start waren. Beim Chorus von „The Trooper“ sang der ganze Saal mit; und besonders den beiden Osyrisrecken war deutlich anzumerken, wie sehr sie ihren Auftritt nach ewiglanger Bühnenabstinenz genossen. Supergeil!
Das blieb es auch noch, als Insane Mind (nun wieder mit Brüllwürfel Porno) Unleashed`s „Don`t want to be born“ und auch noch einen eigenen Song [Anm. d. Red. „Welcome To Analtown“] hinterherschmissen. Unglaublich, wie präzise die Jungs die ultrabrutalen und dabei noch superschweren Riffs runterzockten und sich als wirklich tighte Liveband präsentierten, die alles niederwalzt, was sich ihr in den Weg stellt. Leider wurden die Zugabenrufe nicht erhört (gezwungenermaßen, da man gut im Zeitplan lag). Ranziger Tee beendeten mit ein paar witzigen Punkklassikern (an die ich mich alkoholbedingt nur teilweise erinnere) das 11te Rumble, was mal wieder eine der geilsten Partys des Jahres in Ahlen war.
Besonderer Dank gilt hier wieder dem Organisator Theo Hemig, der gerade bei dem Kommen und Gehen von Nichtmusikanten im Backstageraum die Übersicht behielt und auch sonst alles im Griff hatte. Einziger Kritikpunkt: dein Auftritt hat gefehlt, Theo! Aber ich denke mal, dass man dich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder auf der Bühne sehen wird…
Autor: Döni